
Wie schon zu Beginn dieser Reise vorgesehen, hat gestern eine andere Crew aus terminlichen Gründen die Leitung für die nächsten Tage bis zum Ende der Fahrt übernommen. Der Wechsel ging nahtlos vor sich, es geht weiter. Begrüßung und ein gemeinsames Abendessen begründete die „neue Freundschaft“. Es gab ein tolles Menü am liebevoll und nett gedeckten Tisch.
Und heute Morgen stand die Besichtigung der Marienburg an! Gemeinsam fahren wir mit unseren „Wohnheimen“ zum Parkplatz unseres Ziels, denn danach soll es gleich von dort aus auf die Fahrt zum nächsten Aufenthaltsort gehen. Und dann stehen wir vor der Marienburg – welch ein wundervolles und mächtiges Gebäude bietet sich unseren Augen. Unsere Stadtführerin haben uns erwartet und los geht’s zur Erkundung! Diese ganze riesige Anlage kann man auf Fotos nur in Einzelteile zerlegen!
Unsere versierte Stadtführerin erklärt uns viel, ohne dass es langweilig ist. Allerdings könnte man mehrere Tage in der Festung verbringen, um alles zu sehen und in die interessante und umfangreiche Geschichte einzudringen. Marienburg ist die größte gotische Burg der Welt und ein prächtiges Denkmal europäischer Kultur.
Noch heute gibt es Einrichtungen des Deutschen Ordens mit Hochmeistern, zerstreut auf vielen der: Österreich, Italien, Deutschland etc. Heute gibt es keine Ritter mehr, sondern Ordensbrüder, und auch Frauen sind zugelassen. Die Burg wurde in Etappen gebaut aufgeteilt in Vorburg, Oberburg und Mittlere Burg. Besonders prächtig ist der Palast des Großmeisters gestaltet. Da gab es z. B. den Sommerspeisesaal und den Winterspeisesaal, den Kapitelsaal, wo die Hochmeister gewählt wurden und viele Räume mehr. In all diesen Sälen und Räumen kann man Wandmalereien, schöne Säulen und Deckengewölbe bewundern, teilweise restauriert oder gar verändert und neugestaltet.
Wir schauen uns die Marienkirche an. Gottesdienste werden hier nicht mehr abgehalten, wie überhaupt die ganze Anlage nur noch als Museum genutzt wird. Kommt allerdings, dass aber selten, der Großmeister aus Wien, muss die Kirche schon für einen Gottesdienst herhalten. Wir kommen durch Kreuzgänge, sehen auch einzelne wertvolle Möbelstücke, die, wenn auch spärlich noch vorhanden sind.
Natürlich war auch für das leibliche Wohl gesorgt, es wurde nicht schlecht gelebt. Eine große Küche mit großem Vorratsraum stand den Meistern der Kochkunst zur Verfügung!
Und dieser Turm ist von großer Bedeutung!
Der sog. Dansker-Turm diente den Bewohnern des Hochschlosses als Hauptlatrine! Auf dem Abortstockwerk befanden sich mehrere Holztoilettensitze. Es gab Aborte mit einzelnen Toilettensitzen, aber auch ohne Trennwände. Das Reinigen der Gesäße nach der Verrichtung geschah schlicht mit Stroh, Moos oder Krautblättern, wie sie auf dem Foto über dem Sitz zu sehen sind. Eine weitere sinnvolle Sache ist der kleine geflügelte Teufel an der Wand, der den Weg zur Toilette anzeigt. Die Flügel deuten darauf hin, dass man, wenn’s eilig ist, durch die Gänge bis zum weit entfernten Örtchen fliegen sollte.
Hier noch ein paar Bilder von schönen Gebäudeteilen, aber auch das letzte Bild sollte man sich ansehen und darüber nachdenken! So sah die wunderbare Festung im Zweiten Weltkrieg aus, als sie angegriffen wurde – von den Russen von außen, von den Deutschen von innen!
Dieses eindrucksvolle Erlebnis braucht Verarbeitung in den Köpfen, und wir erreichen unser nächstes Ziel schnell, weil uns keine weiteren Besichtigungen an der Strecke aufhalten. Aber da das wechselhafte Wetter uns heute nicht ärgert, entscheiden wir uns spontan für eine kleine Campertafel und essen in munterer Runde zusammen unser Abendbrot.