Die Elbe II – Tag 5: Besichtigung Lutherstadt Wittenberg

Wir begegnen dem Reformator an jeder Ecke von Lutherstadt Wittenberg, und wir haben einen hervorragenden Stadtführer. In beschaulichen Worten schildert er uns Luthers Leben und Wirken und verbindet gekonnt Geschichte und theologische Gesichtspunkte dieser Zeit. Wir sind begeistert über die Informationen, die uns erreichen. Wittenberg hat vier Stätten des Weltkulturerbes: das Lutherhaus, das Melanchthonhaus, den Lucas-Cranachhof und das Gebäude der ersten landesfuerstlichen deutschen Universität. Aber wir beginnen mit dem Kirchenschloss oder der Schlosskirche, egal, wie man es nennt, es ist im Grunde EIN Gebäude, alles ist miteinander verbunden in verschiedenen Stilrichtungen. Das Gebäude wurde nämlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Gedächtnisniskirche der Reformation umfassend neu gestaltet.


Luther kam als Augustinermoench im Jahre 1508 in die Stadt und lehrte ab 1512 an der Universität Theologie. 1517 wurden seine berühmten 95 Thesen in lateinischer Sprache an der damaligen Holztuer angebracht. Ob er selbst oder seine Gehilfen das taten, bleibt dahingestellt, aber es geschah. Da die Holztuer aber später verbrannte, prangen die Thesen nun auf einer Bronzetuer, die von König Friedrich-lV gestiftet wurde.


Nun gehen wir weiter in Richtung Markt- oder Rathausplatz und können dank unserer KUGA-Kopfhoerer den Ausführungen unseres Stadtführers gut folgen. An der Straße entlang läuft ein blumengeschmuecktes Bächlein, das aber z. Zt. aufgrund der Trockenheit des vergangenen Jahres kein Wasser führt, sieht aber hübsch aus. Früher wurde das Wasser auch zum Bier brauen benutzt. Während der Brauzeit wurde durch den Stadtbuettel öffentlich ausgerufen, in dieser Zeit seine Notdurft nicht an den Bach abzugeben. Lt. Stadtführer passiert das aber heute noch von alkoholisiert Spätheimkehrern.


Wir nähern uns dem Markt- oder Rathausplatz und entdecken dort neben dem sog. Rathaus wunderschöne Häuser, eine große Weltkugel, in der man sich spiegeln kann uns last but not least unseren Luther und seinen Freund und Mitarbeiter Philipp Melanchthon.


Wir wenden uns dann durch eine kleine Gasse der gotischen Stadtkirche St. Marien zu. Sie gilt als Luthers Predigtkirche. Daneben steht eine kleine alte Graebniskirche. Eine wunderschöne Zeder, ihre Pflanzung ist noch gar nicht so lange her und erstaunt über ihr schnelles Wachstum, bewacht die Kirche. Dieser, ursprünglich aus südlichen Ländern stammende Baum soll den erwuenschten Frieden zwischen allen Religionen der Welt versinnbildlichen.


Wir gehen weiter und kommen bald zum Ende der Führung, zum Haus der Familie Luther. Vorher finden wir in einem Museums einen Trabant, das Auto der ehemaligen DDR, damals genannt „die Pappe“. Von einer Insiderin erfahre ich, dass man auf so ein Gefährt 15 bis 18 Jahre warten musste! Einen Blick werfen wir in den Lukas-Cranach-Hof, in dem sich u. a. die Malschule und die Druckerei von Vater und Sohn Lucas Cranach befinden. Auch am Wohn- und Sterbehaus Melanchtons kommen wir vorbei.


Wir erreichen das Ziel unserer Besichtigung: das Haus der Luthers. Eine Statue zeigt Luthers Frau Katharina von Bora. Sie war eine sehr tüchtige und resolute Frau, die ihren Mann offensichtlich gut „im Griff“ hatte, recht ungewöhnlich zu dieser Zeit. Luther nannte sie mein „Herr Kaethe“. Viel hören wir auch über Luthers Ansichten und erfahren, dass er zu seiner Zeit durchaus recht intolerant
anderen Religionen gegenüber war und und auch andere Meinungen, die nicht die seinen waren, nicht vertrug. Aber auf jeden Fall besteht die Meinung, dass durch Luthers Reformation eine große Veränderung unserer Welt stattgefunden hat, und nicht nur in Sachen Religion, die eng mit unseren Gesetzen, Traditionen und Verhalten der Menschen verbunden ist. Durch Luther wurde die Stadt zum Ausgangspunkt der Reformation und nennt sich Lutherstadt Wittenberg.