Wir machen einen Busausflug zu den Moldauklöstern. Auf dem Weg dorthin, über die Passstraße kommen wir wieder am Denkmal für die „Helden des Straßenbaus“ vorbei. Dort machen wir einen kurzen Fotostopp. Es ist sonnig und wir werden mit einer hervorragenden Fernsicht belohnt.
Stefan der Große wollte für jeden Sieg auf dem Schlachtfeld ein Gotteshaus errichten, um Gott für seinen Beistand zu danken. Im Laufe der Zeit sind durch seine Siege über die Polen, Türken und Ungarn auf diese Weise ca. 40 Kirchen und Klöster, die sogenannten Moldauklöster, in der Nähe seines Hauptsitzes Suceava entstanden. Acht Klöster sind UNESCO-Weltkulturerbe und die vier schönsten davon wollen wir besichtigen. Einzigartig bei allen Moldauklöstern ist die nahezu 500 Jahre alte Freskenmalkunst an den Außenwänden der Kirchen mit einer einzigartigen frischen und intensiven Farbmischung, die bis heute noch ein Geheimnis ist. Eine Besonderheit ist die intensive blaue Farbe, die nach neuesten Erkenntnissen aus Azurit hergestellt wurde. Die Fresken erzählen biblische Geschichten. Es war also die Bibel der armen Bevölkerung, von denen damals die wenigsten lesen konnten. Unser erstes Ziel ist das 1532 erbaute Kloster Moldovita. Mit seiner meterhohen Mauer, den Wehrtürmen und dem wuchtigen Eingangstor macht es von außen eher den Eindruck einer Festung. In der ehemaligen Abtwohnung befindet sich heute ein Museum. 1537 erfolgte die Außenbemalung, die -bis auf die Nordseite- noch sehr gut erhalten ist. Im Vergleich zu den anderen Moldauklöster ist die Bemalung von Moldovita wesentlich detailreicher. Das Kloster dient heute als rumänisch-orthodoxes Frauenkloster und wird von 38 Nonnen bewirtschaftet. Wer denkt, Klosterführungen sind etwas Langweiliges, der wird heute von der Nonnenschwester Tatjana eines Besseren belehrt. Auf anschauliche und humoristische Weise erklärt sie uns im Rahmen der kurzweiligen Führung die Geschichte der Moldauklöster und deren kunstvolle Fresken. Heute gestaltet sie die Führung sehr ausführlich, aber nachwievor sehr interessant.
Stefan III. cel Mare (der Große) 1433–1504 stiftete das Kloster Voronet 1488 nach seinem Sieg in Vaslui. Wegen seiner kunstvollen Außenbemalung wird es auch „Sixtinische Kapelle des Ostens“ bezeichnet. Früher war das Kloster Zentrum für Kunst und Kultur. Es wurden Manuskripte kopiert und übersetzt, Kleider genäht und Geistliche ausgebildet. Mit der Machtübernahme der Habsburger 1775 setzte der Niedergang der Klöster ein. Innen- und Außenfresken entstanden 1547. Die Kirchenstühle stammen noch aus der Zeit um 1550. Die leuchtend blaue Farbe ist einzigartig und wird auch als Voronet-Blau bezeichnet. Neben biblischen Szenen, der Genesis und dem Jüngsten Gericht sind auch hier Philosophen des Altertums verewigt: u. a. Artistoteles, Platon, Pythagoras, Sokrates.
Im Best Western Hotel in Gura Humorului genießen wir unser Mittagsmenue. Danach geht es weiter zum Kloster Humor. Es wurde 1530 unweit der Ruinen eines Vorgängerbaus errichtet und ist damit eine der ältesten bemalten Kirchen der Region. Das Besondere an dieser Kirche ist die offene Vorhalle und die Geheimkammer über der Grabkammer. Die Bemalung der Kirche erfolgte 5 Jahre später. Das Besondere an der Außenbemalung ist die Darstellung der Belagerung Konstantinopels durch die Perser, wobei sich der örtliche Künstler die Freiheit genommen hat, die Hofburg der nahegelegenen Stadt Suceava und deren Angreifer, die Türken und Tartaren, darzustellen. Auch hatte die Kirche damals noch keinen Turm. Dieser und die Wehrmauer wurden rund 100 Jahre später, also 1641, errichtet. Daneben steht die neu gebaute Kirche.
Im kleinen schönen Töpferdorf Marginea besichtigen wir eine Schwarzkeramikfabrik. Diese schwarze Keramik wird mit einer speziellen Technik hergestellt, die nur hier, in dieser Region von Generation zu Generation weitergegeben wurde.
Unsere letzte Station ist das 1584 erbaute Kloster Sucevita: Imposant sind die Mauern und Wehrtürme, welche die Kirche umgeben. Da es aufgrund seiner abgeschiedenen Lage in den Bergen von den türkischen Angriffen verschont blieb, wurde es zu einem der reichsten Klöster der Region. So wurde es später immer wieder Ziel von Überfällen und Plünderungen. Es gilt als eines der schönsten Moldauklöster, weil die Freskenmalereien innen und außen vollständig erhalten sind. Herausragend ist die „Himmelsleiter der Tugenden“ und die Abbildungen antiker griechischer Philosophen und Denker, wie z. B. Platon, Aristoteles und Pythagoras – und das vor ca. 450 Jahren! Von der Säkularisation der Habsburger blieb dieses Kloster weitgehend verschont.
Das Wetter erlaubt uns, die obligatorische Fahrtagbesprechung draußen durchzuführen. Es werden Getränke, wie Bier und Wein, spendiert und so lassen wir den erlebnisreichen Tag bei einem kleinen Lagerfeuer gemütlich ausklingen.