Provence – Tag 13: Cassis – Saintes-Maries-de-la-mer – Besuch beim Stierzüchter

Von Cassis aus fahren wir 164 km bis in die Nähe von Saintes-Maries-de-la-mer zu einer Stieraufzucht der Familie Arnaud, wo uns die Chefin des Hauses, auf einem äußerst sensiblen Camarquespferd eine kurze Einführung gibt. Rund 100 Stiere und einige Pferde hat die Familie momentan auf ihrem Gut, etwa 40 Geburten gibt es im Jahr, sie werden für den französischen Stierkampf gezüchtet, dessen Saison von April bis September geht. Eingesetzt werden die Tiere bei den so genannten Ferias, die sich deutlich vom Ritual der spanischen Corrida unterscheidet, da es in Spanien um die Tötung des Stieres durch die Toreros geht, hier in Frankreich gibt es keinen Kampf im herkömmlichen Sinn. Der Stier, eine kleine Rasse der Camarque, trägt zwischen den geschwungenen Hörnern (drei verschiedene Hornformen gibt es) eine bunte, mit Wollschnüren befestigte Kokarde, die ihm der weiß gekleidete „raseteur“ entreißen soll, danach kommen auch die um die Hörner gewickelten Schnüre dran. 15 Minuten dauert die Runde, in der der „raseteur“ die Trophäe holen und sich selbst in Sicherheit bringen muss. Es gibt Stiere, die sehr erfolgreich sind, da sie lernfähig sind und mit jeder Runde immer besser werden; eine Karriere kann schon mal 10 Jahre dauern und sie können bis 15 Jahre alt werden. Sie haben sich ihr Gnadenbrot verdient und werden aus Achtung vor dem Tier auch nicht geschlachtet und mit dem Kopf zum Meer beerdigt. Mit einem Traktorgezogenen Holzwagen erleben wir die „triage“ und werden zu einer Herde gefahren, um die Verhaltensweise der Tiere zu beobachten und wie Herr und Frau Arnaud zum Beispiel ein Tier von der Herde separieren, welche Funktion die Stiere mit der Glocke zu verrichten haben und wie sich ganz junge Stiere verhalten und erste Versuche in der Rangordnung lernen. Da die Tiere unterschiedliche Charaktere und Temperamente haben, muss man genau einschätzen, wie diese am besten eingesetzt werden können. Insgesamt gibt es 13 Stierzuchten in diesem Gebiet. Anschließend werden wir mit einem wunderbaren Mittagessen bestehend aus Pastete und Salami, zartem Rindergulasch mit selbst angebautem Reis und einem Apfelkuchen verwöhnt. Auf dem am Meer gelegenen Campingplatz „Le Clos du Rhône“ findet anschließend die Besprechung für den morgigen Tag statt.