Ostseeumrundung II – Tag 41: Stadtbesichtigung Danzig

Die Kathedrale von Oliwa, unser erster Stopp am Morgen, ist ein beeindruckendes Zeugnis norddeutscher Backsteingotik. Ursprünglich im 12. Jahrhundert gegründet, beeindruckt sie nicht nur durch ihre Architektur, sondern vor allem durch ihre Orgel. Mit über 7.800 Pfeifen zählt sie zu den größten Europas und verleiht der Kirche eine unvergleichliche Klangfülle – das Orgelkonzert ist deshalb ein besonderes Erlebnis für jeden Besucher.

Auf dem Weg zurück in die Stadt fahren wir an einem beeindruckenden Beispiel moderner Nachkriegsarchitektur vorbei: den sogenannten Wellenhäusern – auf Polnisch Falowiec. Diese riesigen, bis zu 800 Meter langen Plattenbauten aus den 1960er und 70er Jahren winden sich wie Wellen durch das Stadtbild von Danzig. Sie sollten einst nicht nur dringend benötigten Wohnraum schaffen, sondern auch mit ihrer geschwungenen Form einen Kontrapunkt zur sonst oft eintönigen Architektur des Sozialismus setzen. Heute gelten sie als architektonisches Kuriosum – und als stumme Zeugen der städtischen Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg.


Nur wenige Kilometer entfernt liegt die Westerplatte, ein Ort von großer historischer Bedeutung. Hier begann am 1. September 1939 mit dem Angriff der deutschen Wehrmacht der Zweite Weltkrieg. Die kleine polnische Garnison verteidigte die Halbinsel mehrere Tage tapfer gegen die Übermacht. Heute erinnert ein würdiges Mahnmal an den Mut und die Opfer der Verteidiger – ein stilles Symbol für polnischen Widerstand und Nationalstolz.


Zeitgleich mit unserem Besuch bereitet sich die Stadt auf den Dominikanermarkt vor, eines der ältesten und größten Volksfeste Europas. Seit über 750 Jahren versammeln sich hier Händler, Künstler und Besucher, um Kunsthandwerk, kulinarische Spezialitäten und Musik zu feiern. Dieses Fest verbindet lebendige Tradition mit der Vielfalt der Region. Das Grüne Tor, durch das wir die Altstadt betreten, stammt aus dem 16. Jahrhundert und markiert den Übergang zum historischen Königsweg. Auf dem Langen Markt, einst ein zentraler Handelsplatz der Hanse, reihen sich prachtvolle Bürgerhäuser aneinander. Der berühmte Neptunbrunnen, der die enge Beziehung Danzigs zum Meer symbolisiert, ist hier ein beliebter Treffpunkt.


Die Marienkirche, die wir als Nächstes bewundern, ist eines der größten Backsteingebäude der Welt und ein Meisterwerk gotischer Baukunst. Ihr Bau dauerte fast 150 Jahre und spiegelt den Reichtum und die Bedeutung der Hansestadt im Mittelalter wider. Im Inneren befindet sich eine astronomische Uhr aus dem 15. Jahrhundert, die Besucher immer wieder fasziniert.


Schließlich führt uns die Bernsteinstraße durch die traditionsreiche Welt des „Goldes des Nordens“. Bernstein, der an der Ostseeküste gesammelt wird, war und ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Danzig. Heute präsentieren zahlreiche Werkstätten kunstvoll verarbeiteten Bernstein in Schmuck und Kunstgegenständen – eine besondere Erinnerung an diesen Tag.


Nach einem herzhaften Mittagessen mit traditionellen polnischen Spezialitäten verbringen wir noch etwas Zeit in Danzig, bevor es am Abend zurück zum Campingplatz geht.


Der Abend ist trocken und mild, sodass viele noch lange draußen sitzen.