
Heute verabschieden wir uns von den stillen Seen und grünen Hügeln der Masuren – eine Region, die seit Jahrhunderten ein Schmelztiegel verschiedenster Kulturen war: Deutsch, polnisch, litauisch und kaschubisch geprägt, ist sie tief verwoben mit der Geschichte Ostpreußens und des Deutschen Ordens. Unsere erste Etappe führt uns zum Schiffshebewerk von Buczyniec, einem Meisterwerk preußischer Ingenieurskunst aus dem 19. Jahrhundert. Es ist Teil des Oberländischen Kanals – einer europaweit einzigartigen Wasserstraße, auf der Schiffe mit Hilfe von Schienen und Wasserkraft über Land transportiert werden. Die Idee: Höhenunterschiede nicht mit Schleusen zu überwinden, sondern mit geneigten Ebenen und Wagen – ein technisches Kuriosum, das bis heute funktioniert und Besucher fasziniert.
Nach dieser technischen Pionierleistung geht es weiter zur Marienburg (Malbork) – ein wahres Highlight unserer Reise. Die monumentale Festung wurde im 13. Jahrhundert von den Deutschordensrittern erbaut, die sie als Hochmeistersitz zur mächtigsten Backsteinburg Europas ausbauten. Sie war Symbol ihrer Herrschaft über das damalige Preußen und jahrhundertelang ein Zentrum von Macht, Religion und Verwaltung. Heute ist sie UNESCO-Weltkulturerbe und ein Muss für alle, die sich für mittelalterliche Baukunst interessieren. Bei unserem Besuch ist besonders viel los: Ein großes Mittelalterfest mit historischen Lagern, Gauklern und Ritterschaukämpfen sorgt für dichte Menschenmengen und authentisches Ambiente – wenn auch mit begrenztem Platz zum Staunen. Zwischen den mächtigen Mauern spürt man jedoch noch immer den Hauch der Geschichte.
Nach diesem geschichtsträchtigen Zwischenstopp führt unser Weg weiter nach Danzig (Gdańsk). Die Straßen sind modern und gut ausgebaut – bis wir uns der Stadt nähern. Kurz vor Danzig wird der Verkehr zäh, die Zufahrtsstraßen verstopfen sich immer wieder – Alltag rund um die beliebte Hafenmetropole.
Unser Campingplatz liegt etwas außerhalb von Danzig. Und auch das Wetter spielt mit: Nach wechselhaften Tagen erleben wir endlich wieder Sonnenschein, milde Temperaturen und einen lauen Sommerabend. Viele sitzen lange draußen, genießen die Ruhe – oder das, was davon übrig bleibt. Denn: Musik gibt’s heute gratis – direkt vom benachbarten Veranstaltungsgelände, wo offenbar eine Veranstaltung stattfindet. Die Lautsprecher sind keine Freunde der Zurückhaltung, und so schallt der Sound über den gesamten Platz. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, aber eins ist sicher: Ruhig war der Abend nicht. Morgen steht ein ganztägiger Ausflug nach Danzig auf dem Programm.