Ostseeumrundung II – Tag 31: Riga – Stadtbesichtigung

Heute steht die lettische Hauptstadt Riga im Mittelpunkt – eine Stadt, deren Geschichte ebenso faszinierend ist wie ihre Architektur. Vom Campingplatz starten wir morgens mit dem Bus und einem örtlichen Guide Richtung Stadtzentrum. Der Verkehr ist dicht, Riga ist schon früh in Bewegung. Bei der Fahrt über die markante Vanšu-Brücke, die sich hoch über die Daugava spannt, erklärt uns der Guide, warum dort an den Tragseilen Stacheldraht angebracht wurde: Immer wieder hatten Wagemutige versucht, die Seile hochzuklettern – aus Abenteuerlust oder für spektakuläre Social-Media-Bilder. Um Unfälle zu vermeiden, wurde der Draht angebracht – ein kurioses, aber typisches Detail in einer Stadt, die Gegensätze kennt.


Am Opernhaus steigen wir aus und beginnen unsere Stadtführung. Es geht durch den angrenzenden Park, vorbei an Skulpturen, der Universität und den Botschaften von Deutschland, Schweiz und Österreich. Unser Weg führt uns weiter zum Freiheitsdenkmal, einem zentralen Symbol der lettischen Unabhängigkeit, das während der sowjetischen Besatzungszeit als stilles Zeichen nationaler Identität galt.


Wir hören viel über Lettlands bewegte Geschichte: von der Gründung Rigas im Jahr 1201 durch Bischof Albert von Bremen, über die Zeit als bedeutendes Mitglied der Hanse, bis hin zur jahrhundertelangen Vorherrschaft der deutschbaltischen Oberschicht. Wir erfahren von der Unabhängigkeit 1918, der Sowjetischen Besatzung 1940, der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg, der Rückkehr der Sowjets und schließlich der Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1991.


Am berühmten Gebäude mit der Katze auf dem Dach hören wir eine amüsante Geschichte: Ein wohlhabender Kaufmann, aus Ärger über seinen Ausschluss aus der Gilde, ließ zwei Katzen mit erhobenem Schwanz Richtung Gildengebäude setzen – ein stummes Zeichen des Protests, das heute zu einem Wahrzeichen geworden ist.


Wir bewundern die Fassaden im Jugendstilviertel – kunstvoll verzierte Häuser mit Gesichtern, Masken, floralen Mustern und verspielten Elementen. Und sehen den Dom zu Riga, besuchen den Rathausplatz mit dem prachtvoll rekonstruierten Schwarzhäupterhaus und enden unsere Führung mit einem gemeinsamen Mittagessen in der Altstadt. Danach bleibt Zeit zur freien Verfügung.


Am Nachmittag fahren wir weiter ins elegante Botschafts- und Villenviertel – das sogenannte „Stille Zentrum“ Rigas. Hier zeigt sich die Stadt von ihrer repräsentativen Seite. Die Jugendstilvillen, die wir auf einem kurzen Rundgang sehen, wurden um 1900 errichtet, meist von wohlhabenden deutschbaltischen Kaufleuten, jüdischen Geschäftsleuten oder Zarenbeamten. Diese Gebäude spiegeln das Selbstverständnis der Rigaer Elite in einer wirtschaftlich florierenden Zeit wider. Heute befinden sich in vielen dieser Gebäude Botschaften, Kanzleien oder Kulturinstitute.


Nach dieser architektonisch beeindruckenden Etappe fahren wir zu unserem letzten Programmpunkt: den Zentralmarkthallen von Riga. Untergebracht in ehemaligen Zeppelin-Hangars aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, sind sie heute einer der größten und lebendigsten Lebensmittelmärkte Europas. Hier erleben wir noch einmal ganz authentisch das lettische Alltagsleben – zwischen frischem Fisch, Honig, Obst, Käse und Blumen.


Später kehren wir mit vielen Eindrücken zurück. Riga hat uns nicht nur durch seine Jugendstilpracht beeindruckt, sondern auch durch ihre reiche, wechselvolle Geschichte und ihre lebendige Gegenwart. Am Abend treffen wir uns noch einmal zur Roadbook-Besprechung, um gemeinsam einen Blick auf den nächsten Reisetag zu werfen: Morgen fahren wir weiter nach Ventspils, an die lettische Ostseeküste – neue Eindrücke und Erlebnisse warten bereits. Das Wetter ist – bis auf einen kleinen Schauer – heute schön, sodass wir den Abend draußen genießen können.
Bei angenehmer Stimmung lassen wir den Tag ausklingen.