Masuren II – Tag 8: Besuch Heilige Linde, Stakenfahrt und Nikolaien

Um 9:00 Uhr starteten wir zur zweiten Besichtigungstour in die Masuren. Marjellchen brachte uns während der Fahrt interessante Informationen über die heutigen Besuchsorte näher. Heiligelinde (auf Polnisch Święta Lipka) ist ein Dorf in Polen. Es ist einer der bekanntesten polnischen Marienwallfahrtsorte und wird von Pilgern und Touristen gleichermaßen gerne besucht. In dem bis 1945 ostpreußischen Dorf wurde von Jesuiten die barocke Wallfahrtskirche Heiligelinde um 1400 gebaut. Die Basilika mit Kreuzgang und Kloster gehören zu den bedeutendsten Denkmälern des Barock in Nordpolen. Der Papst erhob sie 1983 in den Rang einer Basilika Minor. Wir genossen ein tolles Orgelkonzert von einem bekannten Organisten. Es ist fantastisch zu sehen, wie sich die Figuren während des Orgelkonzertes bewegen. In der Kirche ist ein Lindenstamm zu sehen. Mitten in dem Geäst steht ein wundertätiges Marienbild. Die Kirche ist überwältigend. Die Orgel hatte früher rund 4650 Pfeifen und 30 Register, heute nach einer Renovation 2660 Pfeifen und 41 Register. Diese Daten sagen sicher nur FachleutInnen etwas. Jedenfalls klingt sie atemberaubend. Es war ein Erlebnis. Bezüglich unserer Frage an „Mariellchen“, wie man unbrave Frauen nennt, bekamen wir eine deutliche Antwort: Es gibt nur Mariellchen und unbrave Frauen gibt es nicht. Wir Männer nahmen es so zur Kenntnis und verzichteten auf weitere Diskussionen, aus unserer Erfahrung.

So ging es weiter zum Mittagessen in das bekannte Restaurant Krutnynianka. Es gab Brennnesselsuppe, Zander oder Schnitzel oder Pfifferlinge und Kaffee und Eis. Gut gestärkt machten wir einen Ausflug auf die Krutinya. Es ist ein Verbindungsfluss zwischen zwei Seen in der Masurischen Seenplatte. Wie Mariellchen vorhergesagt hat, geht es sehr, sehr ruhig zu. Es war überaus entspannend, zwischen Schilf, Bäumen und einer fantastischen Naturlandschaft auf einem Boot entlangzufahren. Vollkommen geräuschlos glitten wir zwischen den Ufern stromaufwärts. Enten begleiteten uns und die Bootskapitäne, die uns mit ihrem Staken (in Polen heißt es Staki) stromaufwärts bewegten, erläuterten uns die Natur. Ein wunderbares Erlebnis, und wir hatten viel Freude daran.

Der nächste Ort war das frühere Eckertsdorf, heute Wojnowo. Wir besuchten ein Kloster der Altgläubigen. Die sind eine Sammelbezeichnung für eine religiöse Strömung und Gruppen innerhalb der russisch-orthodoxen Tradition. Vor der Verfolgung in Russland fanden sie Asyl in Polen. Sie haben die liturgischen und rituellen Praktiken der russisch-orthodoxen Kirchen beibehalten. Heute ist es ein Museum und es gibt keine Nonnen mehr.


Auf unserer Besuchsliste ist der Ort Mikolajki oder Nikolaien der Nächste. Es ist eine alte masurische Kirchenstadt, die erstmals 1444 als Nickelsdorf oder Sankt Niklas Erwähnung findet. Es gilt als eine der bekanntesten und beliebtesten Ferienortschaften in Masuren und ist das Zentrum des polnischen Wassertourismus (besonders das Kajaken ist beliebt). Bis zum Saisonbeginn macht der Ort immer einen verschlafenen Eindruck. Aber Anfang Juni, pünktlich zum Beginn der Sommerferien und zum Saisonauftakt, erwacht das 4000 Einwohner zählende Städtchen schlagartig zum Leben. Dann schlendern Hunderte Touristen über das vor einigen Jahren neu gepflasterte Seeufer. Zahlreiche Cafés, Eisdielen, Kneipen und Restaurants laden dann zu einem Besuch ein. Irgendwie ist es dann wie am Mittelmeer an einem Badeort. Die Polen bezeichnen es als „Venedig“ des Nordens. Nach einer Stippvisite in dieser attraktiven Stadt machten wir uns auf den Heimweg und verabschiedeten unser liebes Mariellchen herzlich. Sie brachte uns die Masuren näher, nein, sie machte uns Appetit auf mehr dieser wundervollen Landschaft mit ihren freundlichen Menschen.


Ein Briefing für den nächsten Reisetag war der Abschluss. Ab in die Wohnmobile und Wohnwagen. Morgen wartet die spannende Marienburg auf uns.